Brief von Barbara Coudenhove-Kalergi vom 22. 8. 2007

Barbara Coudenhove-Kalergi
[Adresse]
Wien, 22. August 2007
Liebe Frau Spühler-Massiczek,
ich verstehe Ihren Zorn vollkommen und teile ihn. Hier ein paar persönliche Zeilen dazu.
Ich habe Albert Massiczek über Jahre hinweg ganz gut gekannt und bin überzeugt, dass er, wiewohl seinerzeit begeisterter junger Nazi, an wirklichen nationalsozialistischen Verbrechen nicht beteiligt war. Das passt einfach nicht zu ihm. Und wenn er doch beim Novemberpogrom „mitgemacht“ hätte, so hätte er das wohl in seinem späteren öffentlichen Schuldbekenntnis erwähnt. Ich meine eher, dass es sich die Autoren des „Braune Flecken-Berichts“ insofern leicht gemacht haben, als sie den ausführlichsten Bericht ausgerechnet jenem Mann gewidmet haben, der sich selbst ehrlich zu seiner Nazi-Vergangenheit bekannt und davon glaubwürdig distanziert hat. Die vielen BSA-Leute, die geschwiegen haben, kamen glimpflicher davon.
Ich hoffe, dass es Ihnen gelingen wird, das Andenken Ihres Vaters reinzuwaschen. Alle, die ihn kannten, sind von seiner grundlegenden Anständigkeit ohnehin überzeugt.
Mit freundlichen Grüßen
[signiert: Barbara Coudenhove-Kalergi]