Univ. Prof. Dr. Enno Hentschel, Brief vom 29. 7. 2007

Univ. Prof. Dr. Enno Hentschel
Facharzt für Innere Medizin
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Von 1950 bis etwa 1964 hatte ich mit Dr. Massiczek und seiner Familie engen Kontakt. Zeitweise bin ich in diesen Jahren nahezu täglich bei Massiczeks ein und aus gegangen. Dem geistigen Horizont Massiczeks entsprechend traf ich dort Katholiken, jüdische Mitbürger, Linke und Ultralinke und wann immer die Gespräche die NS-Zeit berührten, waren sie von einer absolut zweifelsfreien antifaschistischen Haltung geprägt.
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Wenn es eines weitern Beweises für die echte Gesinnung Massiczeks und seiner Familie bedürfte, sei an die bekannte Fotografie aus der Ausstellung „Physiognomie der 2. Republik“ im oberen Belvedere 2005 erinnert, die eine Gruppe junger Menschen zeigt, die mit einem Judenstern an der Brust öffentlich gegen das Schandurteil über den NS-Schergen Franz Murer protestieren: es zeigt in der Bildmitte 2 Kinder Massiczeks, Constantia und Christoph und ich kann bezeugen, dass deren Teilnahme an dieser mutigen Aktion im Einklang und im Sinne Albert Massiczeks und nicht etwa aus Opposition zu ihm erfolgte.
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Dr. Albert Massiczek war sicherlich ein streitbarer Mann und ein unbequemer Denker. Als katholischer Sozialist sparte er nicht mit Kritik nach beiden Seiten und schuf sich damit nicht nur Freunde. […]
29. 07. 2007 Dr. Enno Hentschel