Statement Dr. Anna Coreth vom 11. 4. 1947
Wien, 11. April 1947.
[Dr. Anna] Coreth
Salesianergasse 4.
Seit dem Jahre 1938 kenne ich Dr. Albert Massiczek als Studienkollegen und war seither in ständiger freundschaftlicher Verbindung mit seiner Familie während der Zeit seiner Einrückung und nach seiner schweren Verwundung, in deren Folge er in Wiener Lazaretten Dienst machte. Ich wusste um seine tiefe Erschütterung im Winter 1938/39 durch die Erkenntnis der Greuel des Regimes, mit denen er als SS-Mann in Berührung kommen musste und um seine entschiedene, sofortige Abkehr von der ganzen politischen und weltanschaulichen Richtung des Nationalsozialismus. Von da an gehörte er dem engen Kreise gleichgesinnter Kollegen an, die ein festes religiöses Bekenntnis verband, wurde einer der unermüdlichsten Vorkämpfer gegen den nationalsozialistischen Geist, wobei er sich in größte politische Gefahren begab. Durch die Kraft seiner Persönlichkeit und durch Verbreitung entsprechender Literatur wirkte er in diesem Sinne im Institut für Geschichtsforschung, und trat dort in enge Verbindung mit Dr. Viktor Reimann, der damals nach einer ähnlichen geistigen Entwicklung im Begriffe stand, als einer der Führer die grossösterreichische Freiheitsbewegung aufzubauen.
Ich erkläre hiemit, dass ich jederzeit bereit bin, für die antinationalsozialistische Einstellung und Tätigkeit Dr. Massiczeks und für seine Charakterfestigkeit und Staatstreue durch meine Person zu bürgen und dass ich zu weiteren Aussagen jederzeit bereit bin.
[signiert: Dr. Anna Coreth]